Leseranlage von Thomas D. aus Wuppertal

Nicht Minimalmusik, sondern Minimalanlage    
Tivoli #2, Subwoofer + CD

Minimalmusik und Minimalanlage

Die großen erfüllten Wünsche sind oft eine Belastung, die kleinen Dinge erfreuen jederzeit das Herz. Was bin ich stolz auf meine „große“ Anlage, Lautsprecher B&W 803 mit Tweeter  aus Industrie-Diamant! Der Silberling einer Gustav-Mahler- oder Tschaikowsky-Symphonie wird in den Symphonic-Line CD-Spieler geschubst, oder Michael Jacksons Thriller in den Schlitz gesteckt, da schwingen Glocken, da schweben Tamtam-Klänge, da knallen Bässe und spritzen High-Hats, aber da muss auch eine Nachbar- und Ehefrauen-kompatible Tageszeit gewählt werden und wenn dann die Musik im 60 qm großen Wohnzimmer steht ist der Raum so erfüllt, da kann keine Zeitung gelesen werden, in keinem Magazin geblättert werden, da ist NUR Musik. Das ist nicht immer leicht einzurichten.

Aber da gibt es ja noch die „kleinere“ Musik, nur Piano, nur Gitarre, da schwebt der Nachhall des Flügels durch den Raum, bis die Filzdämmer wieder fassen, weil das Pedal befreit wurde, oder der Saitenanschlag einer drahtummantelten Gitarrensaite schnipst durch das Zimmer. Das ist besonders eindrucksvoll über die „große Anlage“, aber es geht auch kleiner. Wenn ich Göran Söllscher und seinen Bach-Transkriptionen lausche, oder Vladimir Horowitz Mozarts Sonaten über Tastendruck zum Singen bringt (obwohl ich als Klavierschüler in meiner Jugend darunter leiden musste), ja dann geht es auch kleiner.

Wie klein es geht beschreibe ich hier:
Mit dem Arbeitszimmerradio Tivoli #1 fing es an. Das Erstgerät wanderte in die Garage, als das Zimmer zum Arbeiten mit dem Tivoli #2 „aufgewertet“ wurde. Dazu gesellte sich der Tivoli CD-Spieler. Schließlich kam noch der Sub-Woofer hinzu. Zuerst wurden alle Komponenten aufgestellt, wo gerade ein Plätzchen im Zimmer frei war, aber dann wurden sie gerne für Unterlagen, Bücher, Unrat und anderen Tand genutzt.

Bei einer Gerstenkaltschale hatte ich mit meinem Lieblings-Schreiner auf einem DIN A4 Zettel skizziert, wie ich mir eine optimale Aufstellung der kleinen Tivolis vorstelle: alle in einer Reihe, die Stereo-Spreizung über den Sub-Woofer und den CD-Spieler hinweg. Die Höhe soll zu den schrägen Deckenwänden passen, so dass aller Schall aus den Bass-Reflexöffnungen nach unten abgeleitet wird.

Unterhalb der Klangmodule soll genug Platz für zwei Reihen CDs sein, die der Kategorie Minimalmusik angehören, das schmalere Fach unter dem Sub-Woofer soll der Unterbringung des Trafos und der Hülle der gerade gewählten CD dienen. Nach zwei Wochen hatte mein Lieblings-Schreiner dies in 27 mm massiver Buche realisiert, an den Seiten sind Griffe eingegraben, so dass man die ganze Anlage mit einem kräftigen Arm umstellen kann. So kann man sie zur Not auch auf die Terrasse oder den Balkon stellen, allerdings sind 10 Zentimeter von der Seitenwand optimal.
Der Klang ist so gut, wie man für den Preis erwarten darf: warm, harmonisch und entspannt, die Ein-Punkt-Schallquelle ergibt hervorragende Stereo-Trennschärfe. Von einer solchen Anlage hatte ich als Abiturient geträumt, es ist genau das richtige um abends in Zeitschriften zu schmökern, dabei Minimal-Musik zu delektieren und niemanden zu stören. Schreiner Jörg hat dieses kompakte Möbelstück, das sicherlich auch noch zum relaxten Klang beiträgt, für die Hälfte der Komponentenpreise umgesetzt, es war richtig, ihm sofort den Auftrag zu geben.

Mit freundlichen Grüßen

Thomas D. aus Wuppertal