Leseranlage von Carsten B. aus C.

Liebe IMAGE HIFI / HIFI TUNES-Redaktion,

als Leser der ersten Stunde, dem der Autorenstamm bei Erscheinen der Erstausgabe sofort aus seligen HiFi exklusiv-Zeiten vertraut war, beschäftige ich mich seit nunmehr circa 20 Jahren intensiv mit unserem lieben Hobby. Leider absolvierte ich drei Viertel dieser HiFi-Wegstrecke auf Irrwegen. Es gab viel japanischen Sand, gepaart mit skandinavischen Polypropylen-Wirkungsgradkatastrophen in edelstem Schreinerkunstwerk, garniert mit gruseliger Digitaltechnik fernöstlicher Provenienz. Das sah zwar alles toll aus und die Geräte wurden immer teurer und teurer, jedoch wuchs mit dem Preis der Kette auch der Verdruss. Es klang wie, nun ja: Sand im Getriebe und Sirup auf der Kalotte … Es klang neutral. Emotionslos. Irgendwie klebrig. Blutleer. Genervt gab ich das Hobby HiFi vor etwa fünf Jahren auf.

Schließlich packte mich vor etwa dreieinhalb Jahren das Fieber doch wieder – maßgeblich forciert durch Roland Krafts oft kurzweilige, neugierig machende Schreibe. Fortan sollte für mich ausschließlich mein persönliches, subjektives Hörempfinden im Vordergrund stehen und keine „Testsieger“! Da Herr Kraft aus meiner Sicht der zufriedenste Musikhörer Ihrer Redaktion zu sein schien, war klar: Ich wollte es mal mit Röhren probieren. Also erwarb ich eine preiswerte EL34-Push-Pull-Endstufe, einen gebrauchten Thorens-Plattenspieler und baute mir kurzerhand selber passende Boxen. Der Wiedereinstieg war gemacht.

Der Weg ist – wie so oft im Leben – das Ziel und inzwischen spielen bei mir eine More Fidelity Musiqa No. 1 Phonostufe (mit GZ 80 Gleichrichter von Tungsram und NOS Philips 5751), ein More Fidelity Musiqa No. 2 Vorverstärker (GZ 34 Gleichrichter und EL 84 als Triode geschaltet) sowie als Endstufe eine More Fidelity Musiqa No. 3 (5751 Treiber, CV378 Gleichrichter, Full Music 2A3/n Endröhren), bei der Herr Groß von der MusicConnection das Netzteil gegenüber der Serie aufwändig aufgepäppelt hat. Auch wenn man durch die geschlossene Bauform die Röhren nicht sieht – mit diesen Verstärkern werde ich alt!

Über das Dynalink HLS 2 LS-Kabel („Klingeldraht“) werden mit satten 3,5 Watt die beiden Dynavox 2.0 angetrieben – trotz des moderaten Wirkungsgrads (93 dB/W/m) eine Kombination, die gut „geht“ und höllisch Spaß macht – selbst mit AC/DC, Queen oder Frankie goes to Hollywood.

Als Quelle dient mir ein toller Pro-Ject RPM 6.1 mit Sumiko Blue Point No. 2. Eine digitale Quelle gibt es nicht und wird es auch nie mehr geben. Der Vollständigkeit halber: Die Netzleiste ist von Audio Agile, die NF-Kabel von Oehlbach (reicht vollkommen). Ach ja: die richtige Netzphase habe ich nicht ausgemessen (welch Frevel!) – ich bezweifele einen signifikanten klanglichen Einfluss. Und ja, die Anlage steht zwischen den Boxen, der Plattenspieler sogar auf so einem komischen Schrank (aber in Waage). Und nein, die Boxen stehen nicht auf Spikes, sondern auf Kunststoffschraublingen von Audioplan – kann das denn überhaupt klingen? Es kann. Musikalischer Fluss, Rhythmus, Emotion – alles da! Es fehlen: seziermesserscharfe Auflösung und völlige tonale Neutraltät – beide wurden bisher nicht vermisst …

Vielleicht ersetzt ein Grado bei Zeiten das Sumiko, möglicherweise kommt irgendwann ein wirkungsgradstärkerer (Horn-)Lautsprecher von Dynavox und – ganz verwegen – als Feinschliff Dynalink NF-Kabel. Wie bereits erwähnt, der Weg ist das Ziel – solange man den richtigen Weg kennt und die armen Elektronen sich nur nicht durch Silizium quälen müssen, sondern entspannt durchs Röhren-Vakuum flitzen dürfen …

Herzlichen Dank & viele Grüße,

Carsten B. aus C.

 

P.S.: Woher stammt eigentlich die Mär, dass NOS-Röhren in aller Regel besser klängen als Röhren aus neuer Produktion? Ich hatte 2A3 NOS von Fivre und von RCA – beide klangen schlechter als die 2A3/n von Full Music und haben daher bei eBay neue Besitzer gefunden …